Montag, Mai 08, 2006

Mein Auto hat Gefuehle

Ich hatte es ja schon geahnt, als ich es zum ersten Mal gesehen habe. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mehr oder weniger. Ich wusste jedenfalls sofort, dass ich dieses und kein andres Auto will. Und meine Karre hat die Zuneigung wohl erwidert, nachdem wir so viele gemeinsame Stunden verbracht haben, zusammen gekocht, zusammen geschlafen und die schoensten Plaetze der Suedinsel zusammen erkundet haben. Romantisch, oder?

Naja, aber jede Beziehung (fast jede ;)) neigt sich irgendwann mal dem Ende zu. Irgendwann war mir klar, so wirklich das wahre ists nicht, und ewig werd ich ja auch nicht hier bleiben. Mit ins Flugzeug nehmen kann ich die Karre ja auch schlecht. Ausserdem war sie ja auch nicht mehr die juengste. Wie haette da eine gemeinsame Zukunft aussehen sollen?

Also hab ich mich entschlossen, mein Auto zu verkaufen. Und dann fing es an, zu zicken. Vorher war noch alles gut. Naja, bisschen viel geschluckt hat es schon und das allerschnellste war es denk ich eh noch nie. Trotzdem hat es mich nie im Stich gelassen.

Bis.. ja, bis ich ihm gesagt habe, dass Schluss ist. Dann fing der Rosenkrieg an. Nachdem meine anfaenglichen Euphorie, es weit ueber Wert, allerdings dem aktuellen Marktpreis angepasst, fuer 2000 Dollar zu verkaufen durch klaegliche Resonanz schon deutlich abgekuehlt war fand sich dann beim Preis von 1700 Dollar wirklich jemand, der das Auto kaufen wollte.

Kurz davor hat die Zickerei allerdings angefangen. Ich wollte der guten alten Karre was gutes tun und hab es mit Shell Motoroel fuer alte Motoren gefuettert. Vielleicht lag es an der fruehmorgendlichen Stunde, vielleicht an der Tatsache, dass ich die Nacht vorher zu lange gefeiert hatte, ich weiss es nicht. Jedenfalls muss ich aus Versehen bisschen viel Oel nachgefuellt haben. So nen Liter oder so ;). Die Geraeusche, die die Karre dann von sich gegeben hat haben mir gar nicht gefallen. Meine neue Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h ebensowenig wie die ploetzlichen lauten Geraeusche meines Auspuffes.

Nachdem ich den Oelstand wieder auf normal eingestellt hatte gings zum ersten neuen Date, natuerlich mit mir in Begleitung. Das Paarchen, das Interesse am Kauf gezeigt hatte, war allerdings ziemlich penetrant. Nur, weil mein Sonnendach nicht aufging waren sie gleich schon skeptisch. Als der Typ dann versucht hat, mein Auto zu fahren hat es wieder angefangen, zu zicken. Er hat ca. alle 50 Meter den Motor abgewuergt, durch den abgefallenen Auspuff war der Geraeuschpegel im Auto so hoch, dass Konversation nur durch Bruellen moeglich war. Ich hab ihn glaub auch mal angebruellt weil er echt zu bloed war, um Auto zu fahren. Komischerweise haben sie das Auto dann doch nicht gekauft.. ;).

Dann wurds erstmal still auf dem Verkupplungsmarkt. Mir wurde auch klar, dass ohne eine kleine Reparatur am Auspuff ein Verkauf eher schwierig werden koennte. Wayne, einer der Mitarbeiter von Chard Farm, hat sich dann bereit erklaert, mal nach dem Auto zu schauen und das evtl. zu schweissen. Durch den Stress bei der Lese kam er aber lange nicht dazu. Endlich wars dann gemacht und der Auspuff, allerdings relativ notduerftig, wieder dran geschweisst.

Also bin ich wieder nach Queenstown gefahren, mit neuen Verkupplungsanzeigen und neuem Verkaufswert von 1200 Dollar. Man wird ja bescheidener mit steigender Verzweiflung. Das Auto schnurrte auch wieder wie ne ausgewachsene Wildkatze, was bei weitem angenehmer als die Elefantenschnarchtoene von vorher war. Bei der Rueckfahrt fing der Elefant dummerweise wieder an zu troeten, weil der dumme Ruessel mal wieder abgebrochen war. So viel zu Waynes Schweisskuensten.. ;). Aber, ich darf mich ja nicht beschweren, ich haetts selbst nicht besser hin bekommen ;).

Lucy hat mir dann erzaehlt, dass ihr Auspuffschweissen ein halbes Jahr vorher neben 2 Wochen Wartezeit 140 Dollar gekostet hat. War mir dann doch bisschen viel.. Zum Glueck hat Nigel, der Catwalkinstallateur von Chard Farm, an dem Tag mal wieder gearbeitet, schaute sich die Sache mal an und meinte, er koenne das bei ihnen in der Werkstatt schweissen. Also am naechsten Tag nach Chromwell gefahren in deren Werkstatt, halbe Stunde Arbeit a 20 Dollar + 2 Dollar Schweissgebuehr.. ;)

Mit wieder schnurrendem Motor und neuer Kontaktanzeige ueber 999 Dollar gings zurueck nach Queenstown und dann haben sich die Anfragen fast schon ueberschlagen. Ganze 2 innerhalb von 24 Stunden. Sonntags gings dann zur neuen Verabredung, vorher nochmal kurz Auto geputzt und die immer noch haengenden 1700 Dollar Zettel von den Scheiben gekratzt. Dummerweise hat sich mein Auto dann geweigert, die Fahrertuer aufschliessen zu lassen. Gut, sieht ja auch net bescheuert aus wenn ich die Leute bitte, zur Beifahrertuer einzusteigen.. Nach bisschen gutem Zureden hat es sich dann aber erbarmt, wenn auch widerwillig, und die Tuer freigegeben.

Probefahrt lief gut, war naemlich nur ca. 100 Meter lang. Immerhin hat er den Motor nicht abgewuergt ;). Das Sonnendach hat sie nicht interessiert und Fragen nach Problemen mit der Karre wurden diplomatisch beantwortet ("Also, ich bin 5000 km die Suedinsel entlang gefahren und hatte nie ein Problem" Die Probleme haben ja auch erst nachher angefangen.. ;)).

Also, Termin vereinbart am naechsten Morgen. Damit stand die Trennung endgueltig an und ich dachte, wir wuerden das ohne einen letzten Streit hinkriegen. Anscheinend wollte mich die Karre aber nicht so leicht aufgeben. Ca. 5 Kilometer hinter Chard Farm fing der Motor kurz an zu stottern, Batterie- und Oellampe blinkten auf und das Auto gab keinen Mucks mehr von sich. Nur 20 Kilometer vom Ziel entfernt.. Entsprechend gut gelaunt bei John angerufen, der mich von Queenstown aus mitnehmen wollte und um Hilfe in Form von Wayne gerufen, da das Auto keine Anstalten machte, wieder anzuspringen oder zu mindest so zu klingen. Wayne und Mike kamen dann auch, dezent haemisch von Backe zu Backe grinsend, nach paar Minuten bei mir an. In der Zwischenzeit wurde meiner Karre allerdings wohl klar, dass es keinen Sinn mehr hat und sie mein Herz nicht mehr zurueck gewinnen kann. Das hat sie sich schon vor ner Weile verbockt.. Ist wieder angesprungen, ich hab mir nicht lange Gedanken gemacht, nach Queenstown gefahren, Zettel unterschrieben, Geld genommen (immerhin nur noch 900 Dollar) und mit leicht schlechtem Gewissen unauffaellig verdrueckt. Ermm.. ich muss weg.. ;)

Hab bisher aber noch nichts von denen gehoert, also nehm ich mal an, dass die Zickerei wieder aufgehoert hat ;). Die neuen Besitzer haben sich jedenfalls genauso verliebt in das Auto wie ich. Na dann.. viel Spass bei der Trennung..


Ansonsten hab ich aufgehoert zu arbeiten, morgen gehts 3 Tage wandern auf dem Routebourne Track. Milford Track wollte ich eigentlich auch noch machen, bin aber glaub im moment lauftechnisch net mehr so fit wie vor Arbeitsbeginn und belass es bei einem ;). Muss ja auch rechtzeitig zur Saturday Night Fever Abschiedsparty in Queenstown zurueck sein bevor es dann Dienstag nach Wellington zum Andy geht.

Bis denn. Holger