Mittwoch, Februar 17, 2010

Oaxaca

Der Lonely Planet warnt. Vor Mexiko City, vor Diebstahl, Raub, Mord und vor Taxis. Nutze nur "authorized taxis", bei anderen kommt es haeufiger zu Ueberfaellen. Komplize: Der Taxifahrer.

Wir wollten Sonntag Vormittag mit dem Bus von der Station Tapo aus nach Oaxaca aufbrechen, um die 6,5 Stunden Busfahrt bis zum naechsten Reiseziel hinter uns zu bringen. Die im Hostel meinten, laufen bis zu Tapo ist bisschen weit, nehmt ein Taxi oder die Metro. Ok, vor der Metro wird auch gewarnt, wie quasi vor allem in Mexiko City ;-). Also raus zum Zocalo, kurz ueberlegt und entschieden, wir nehmen ein Taxi. 60 Pesos solls laut LP kosten, ist durchaus ok. Touri-Info gefragt wegen "authorized taxi" und die meinten, gegenueber vom Holiday Inn gehen die ab. Das ist direkt in einer Seitenstrasse neben dem Zocalo, also da hin gelaufen. Kein Taxistand oder auch nur etwas, das danach aussieht. Auch in den Seitenstrassen dazu nix gefunden, daher haben wir einen Angestellten vom Holiday Inn gefragt, so eine Art Portier. Der sofort gepfiffen, ein Mann kommt gerannt, reisst uns eifrig unser Gepaeck aus der Hand und wirft es.. nicht in ein Taxi oder etwas, das auch nur annaehernd wie ein Taxi oder ein Auto des Holiday Inn aussieht, sondern in eine schaebige, verratzte, alte Karre ohne Taxischild auf dem Dach. So sehen also die "authorized taxis" aus? Die ohne Taxischild? Ook.. Der Typ drueckt uns ins Auto, faehrt los, wuergt bei den ersten Kurven staendig das Auto ab. Auch, weil er gerade auf Spanisch telefoniert. Ich versteh nur Tapo. Es klingt bisschen wie "Ich hab hier 2 Backpacker abgegriffen, die wollen zu Tapo, ich bring sie euch vorbei". Wir fuhren und fuhren, immer weiter aus Mex City Zentrum raus, immer naeher in die Gegend, die laut Locito keine Schulen und keine Polizei mehr aufweist und in der sich alles mehr oder weniger selbst regelt. Auf der Karte sah es irgendwie naeher aus zu Tapo. Er hat uns trotzdem hin gebracht, unser Gepaeck rausgeworfen und 150 Pesos verlangt. Grad mal das 2,5 fache von dem, was es kosten soll. Auch ne Form von Raub, aber er hat uns nicht dabei umgebracht ;-).

Ich habs glaube ich schonmal erwaehnt, aber Mexiko City macht einfach daher nicht den sichersten Eindruck, weil es von Polizisten in Kugelsicheren Westen nur so wimmelt. Nach den nervigen 6 Stunden Busfahrt nach Oaxaca ergab sich ein anderes Bild. Oaxaca ist ein gemuetliches Staedtchen mit ca. 500 000 Einwohnern. Die Gegend ist relativ kahl, quasi kein Gruen, kaum Baeume, wenn nur Agarven und Kakteen. Wassermangel herrscht nicht nur in der Landschaft, sondern auch in der Stadt. Das Hotel weisst schon drauf hin: safe water, its rare. Entsprechend ist die Dusche auch eingestellt. Am Abend lagen wir, wie seit der Ankunft immer, spaetestens um 10 im Bett, um 2 Uhr nachts fing die Fastnachtsband an zu spielen und um 4 Uhr nachts hat sie wieder aufgehoert. Um 5 ist man dank jetlag eh wach. Immer noch. Nach dem Fruehstueck gings auf erfolglose Suche nach einer Bank, die Traveller-Schecks wechselt. Traveller-Schecks sind der groesste Scheiss, die interessieren die Leute hier so sehr als haettest du italienische Lira in der Hand. No, solo Dollars. Ey, das sind Dollars auf diesem Wisch.

Zurueck zu Oaxaca. Wie gesagt, die Stadt ist eigentlich sehr nett, huebsche Haueser, nett gelegen. Wir hatten einen Trip gebucht, der unter anderem den Baum mit dem groessten Umfang der Welt und Mitla, eine "archeological site" etwa aus dem Zeitraum 800-1000 nach Christus stammte. Mitla weisst interessante Fresken auf, welche auch schon auf die spaetere Bauzeit der Anlagen hinweisst. Nachmittags gings dann auf den Monte Alban, welche so benannt ist, da die Baeume dort zur Zeit der Ankunft der Spanier alle weiss bluehten und der Berg entsprechend weiss wie ein Albino aussah. Exakt diese Baeume und noch viel mehr Erde und Gras sind auch der Grund, warum die Spanier die Staetten auf dem Monte Alban nicht gefunden haben. Die Stadt auf dem Monte Alban wurde etwa 800 n Chr. verlassen, die 700 Jahre bis zur Ankunft haben ausgereicht, um das komplette Gelaende zuwuchern zu lassen. Aus diesem Grund gibt es auf dem Monte Alban auch keine Kirche, die Spanier hatten ansonsten die Angewohnheit, auf moeglichst jedes Maya, Atzeken etc. Gebaeude, bevorzugt deren Tempel, eine Kirche drueber zu bauen. Daher gibt es auch auf jedem zweiten Huegel hier eine Kirche.

Nachdem bei Mitla irgendwie noch das Gefuehl aufkam "ok, schon wieder Steine, noch mehr Steine und die naechsten Tage werden es noch viel mehr Steine", war das bei Monte Alban anders. Die Staette wurde vor ein paar Jahren zum Weltkulturerbe ernannt und beeindruckt ueberwiegend durch ihre zwar primitivere Bauweise als Mitla zB, aber durch interessante Bauten die vom bereits existierenden Wissen der Voelker damals zeugt. Ein als Pentagon erbautes Gebaeude zB, welches im Winkel von 45 Grad gedreht zum uebrigen Gelaende dazu genutzt wurde, um die Sterne zu beobachten. Ein weiteres Gebaeude: sobald ueber dessen Loch in der Decke zu einem bestimmten Tag im Fruehjahr die Sonne zu sehen war bedeutete dies, dass die Regenzeit in wenigen Tagen anfaengt und die Felder entsprechend bestellt werden muessen.

Abends hat mich dann die Erkaeltung, die wahrscheinlich schon mit dem Hinflug angefangen hat, komplett erwischt und mit Fieber erstmal ins Bett geworfen. 12 Stunden Schlaf und Unmengen an Paracetamol helfen aber definitiv.

Der Mexikaner ist uebrigens pampig. Also, er isst pampig. Zum Essen werden generell Tacos gereicht und eine Sauce, meist Bohnen-, Tomaten- oder Chili-sauce. Die Saucen sind echt gut, aber das die Tacos darin eine einzige Pampe sind, und zwar schon wenn das Essen geliefert wird, ist etwas gewohnungsbeduerftig. Mir war zwar klar, dass das Essen mehr Mexiko Lindo als Sausalitos sein wuerde, aber generell waer mir Sauce und Tacos statt Tacos in Sauce lieber ;-). Gut schmeckts trotzdem.

Der Mexikaner faehrt. Wie genau er faehrt und nach welchem System weiss wohl nur der Mexikaner. Ich steig nicht durch. Nachdem in Mexiko City noch das geordnete Chaos herrschte, saemtliche Regeln bewusst ignoriert wurde und jeder voellig gelassen drauf reagiert, dass er gerade haarscharf von einem anderen Auto geschnitten wurde um im gleichen Moment eine rote Ampel zu ueberfahren und anderen Autos auszuweichen, scheint sich das zu aendern je mehr man in Richtung Westen kommt. Im Oaxaca wurden ploetzlich Vorfahrtsregeln eingehalten und Autos stoppten an roten Ampeln. Dafuer wurde mehr grundlos, aus dem Nichts heraus, gehupt. Jetzt, in San Cristobal angekommen, scheint es nur noch Regeln zu geben, die jeder aber auslegt, wie er will. Entweder funktioniert die Vorfahrtsregel nach dem Reissverschlusssystem, oder aber es gilt einmal rechts vor links und einmal links vor rechts und ich habe nur noch nicht verstanden, warum. Oder aber, es faehrt der zuerst, der am schnellsten hupt. Das letztere klingt am wahrscheinlichsten bzw waere es das nachvollziehbarste.

Die Menschen werden uebrigens immer kleiner. Noch kleiner. Im Schnitt bin ich glaube ich 2 Koepfe groesser als die meisten Maenner hier, waehrend die Frauen gleich gross wie die Maenner sind. Was noch auffaellt ist, dass es in Mexiko City kaum Bettler oder Strassenverkaeufer gab, je weiter man westlich kommt nimmt das allerdings auch drastisch zu. Wahrscheinlich werden sie aus dem Zentrum von Mexiko City auch einfach von der Polizei raus gepruegelt. Hier gibts kaum mehr Polizei und ironischerweise fuehlt sich das definitiv sicherer an, auch wenn wir langsam in die Hochburgen der Zapoteken-Rebellen kommen.

Gekommen sind wir nach San Cristobal mit dem Nachtbus. Ich fands cool, ich hab fast durchgepennt. Volker fands uncool, der hat naemlich fast gar nicht gepennt. Er muss da allerdings nochmal durch, da unser urspruenglicher Plan, wegen Volkers Schlafmangel im Bus mit dem Flugzeug von San Cristobal nach Merida zu fliegen daran scheitert, dass wir nach der Tour, die wir die naechsten Tage vorhaben, in Palenque als Endstation landen. Fahrtzeit zum Flughafen: 6 Stunden. Fahrtzeit nach Merida: 8 Stunden. Also doch wieder Bus.

Heute gehts wohl nur nochmal auf den Markt und ins Museum fuer Maya-Medizin, morgen auf eine hoffentlich informative Fahrt in die umliegenden Doerfer, um mehr ueber die Maya-Religionen und deren Denkweise zu erfahren. Danach dann auf nen 3 Tages-Trip in den Urwald, um die dortigen Ruinen und Wasserfaelle zu besuchen, inklusive Uebernachtung bei dem dortigen Stamm, der sich, soweit ich weiss, als Hueter des Waldes versteht. Am letzten Tag gibts dann noch eine Wanderung durch den Urwald mit einem Fuehrer des Stammes, der coolerweise nicht mal Spanisch sondern nur seinen Dialekt spricht. Aber, Haende und Fuesse kommunizieren ja auch.

Im Wald jedenfalls, hoffe ich. Bei der Suche nach einer Telefonkarte in Oaxaca bringt das nix. Mein limitiertes, nicht existentes Spanisch, bringt leider nur Saetze zustande wie "tengo carta telefonica?" "Telefono publico?" und fuehrt leider auch nur zu irritierten Gesichtsausdruecken bei den Oaxacanesen, Kopfschuetteln und dem Finger in Richtung Strasse runter. Bei allen Geschaeften, in denen ich gefragt habe. Es wurde auch nicht besser, als ich wusste, dass es statt carta telefonica "Tarjeta telefonica" heisst. Der Mann an der Touriinfo spricht nur spanisch. Und grinst nett, wie alle hier. Und deutet die Strasse runter. Irgendwann war die Suche dann erfolgreich, Karte geschnappt, ans telefono publico gegangen, Nummer vom Hotel in San Cristobal gewaehlt und die Auskunft am Apparat gehabt. Die konnte zum Glueck englisch und hat nach ca. 5 Minuten rausgefunden, wohin wir telefonieren wollen und wie die Vorwahl dorthin ist. Die liefert der Lonely Planet naemlich nicht, zu mindest hab ich keine gefunden. Eigentlich waers egal gewesen, der Typ im Hotel solo habla espagnol. Per Kauderwelsch ein Zimmer fuer 4 Naechte reserviert, heute morgen angekommen um zu erfahren: Ne, sorry, wir sind voll. Wie auch immer hat er dann trotzdem ein freies Zimmer gefunden.

Ich raff dieses Strassensystem irgendwie nicht. Im prinzip sind alle Strassen nach dem Blockprinzip aufgebaut. Trotzdem verlaufen wir uns staendig, was auch daran liegt, das alles irgendwie gleich aussieht. In ein Geschaeft rein, aus der anderen Tuer raus, zack, verlaufen. Abgebogen.. zack, verlaufen. Geht verdammt schnell. Sobald man das System mal gecheckt hat gehts eigentlich, man darf nur nie abbiegen.

Die Haueser in San Cristobal sind uebrigens.. ich weiss nicht, wie. Bunt. Hysterisch bunt. Der eine streicht sein Haus in gelb, gruen, blau und lila. Der Nachbar sieht das, will es ueberbieten und streicht sein Haus in braun, rosa und rot. Der naechste komplett in blutrot mit lila Fensterbaenken und der Nachbar in tuerkies. Alles extrem bunt hier. Und weil alles bunt ist wird man auf der Suche nach einem Cafe zum fruehstuecken auch irgendwann fuendig, isst, laeuft los, um zurueck zum Hotel zu kommen, wird nach einer Weile fuendig und merkt, dass das Hotel 2 Haeuser neben dem Fruehstueckscafe ist. Geordnetes Chaos, bei den Haeusern wie beim Verkehr ;-).

Hasta luego.

4 Comments:

At Donnerstag, Februar 18, 2010 8:26:00 AM, Blogger Die von Kamekes` said...

Hi Holger, nach einigen Monaten in Mexiko (1999-2000)kann ich dir den Rat geben, den LP Führer in die Mülltonne zu werfen, das habe ich nach 2 Wochen Mexiko gemacht...und danach hatte ich die besten Erfahrungen und Erlebnisse...davor hat mich das Geschreibsel über gemeingefährliche Taxifahrer usw. total kirre gemacht ....LP in der Tonne- eine meiner besten Reisen ever....!!!! Wie lange bleibt Ihr in Mexiko...Falls Ihr auf der Suche nach einer individualisierten Spanischstunde sein solltet, mit der besten Spanischlehrerin aller Zeiten, dann lass es mich wissen, ich stelle gerne den Kontakt her, sie ist in Cuernavaca....Also, schöne Reise Euch...und geniesst das Land meiner Träume! Paz Carolin aus der verschneiten Schweiz

 
At Donnerstag, Februar 18, 2010 4:54:00 PM, Anonymous Anonym said...

Das glaub ich ja auch ;-). Im moment stresst mich grade das Wetter ein bisschen, ich wusste nicht, das Kakteen und Agarven auch frostfest sein muessen. Ich bins glaub ich nicht mehr :D. Morgen gehts erstmal in den Wald. Its really hot there. Sagt das Maedel vom Travelbuero.

Wenn Cuernavaca in Merida liegt, dann sofort her damit, ansonsten geniess ich ab naechster Woche Sonne und Meer ;-).

Holger

 
At Montag, Februar 22, 2010 9:28:00 PM, Blogger Die von Kamekes` said...

Cuernavaca liegt in Morelos...geniess das Meer und die Sonne...Paz Carolin aus der frühlingshaften Schweiz!!!

 
At Dienstag, Oktober 15, 2019 3:40:00 PM, Blogger JasminWehmann said...

Meine Übernachtung im Hotel Mals war damals auch sehr schön. Man muss sich nur frühzeitig darum kümmern, dann hat man später keinen Stress.

 

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