Dienstag, Februar 23, 2010

San Cristobal - Palenque - Yaxchilan

Ok, eines der meist gehueteten Geheimnisse San Cristobals ist geloest. Das Reissverschlusssystem laesst Vorfahrt, unterstuetzt von der Hupe. Keine Hupe, dafuer aber Boeller, scheint dagegen das liebste Spielzeug des Mexikaners zu sein, wenn er nicht grade Auto faehrt. Auto faehrt er allerdings ziemlich oft. Boellern tut er auch oft, vor allem nachts. Aber, man gewoehnt sich dran. ;-)

Meinen Geburtstag hab ich ganz stylisch im Bett verbracht, mit Fieber. Hatte ich erwaehnt, dass es in San Cristobal nachts kalt wird? Also, nicht bisschen kalt sondern.. kalt kalt. Richtig kalt. Tagsueber gefuehlte 25 Grad, nachts noch etwa 5. Im Zimmer. Hat mich irgendwie bisschen weggehauen, weshalb die Maya Spiritual Fahrt leider ausfallen musste. Volker war in SC unterwegs und ich lag gemuetlich im Bett und hab geschlafen, als die Putzfrau kam, also, das Zimmermaedchen. Sie hat geklopft, ich in saemtlichen mir bekannte Sprachen, leider nicht in Spanisch, gerufen, dass sie reinkommen kann, sie hat draussen irgendwas in Spanisch gerufen. Irgendwas, das mir nicht bekannt war. Nach einer Weile fiel mir dann auch auf, dass man das Zimmer von innen nicht abschliessen kann sondern nur einen Riegel vorlegen kann, also kann die gute Damen auch nicht rein. Ich habe ihr also aufgemacht, erklaert "solo el banjo" und gefuchtelt, dass ich hier im Bett liege. Zurueck ins Bett gekrochen, Decke ueber den Kopf und versucht, weiter zu schlafen. Kurz danach zieht es am Bettlaken auf Volkers Seite und dann kraeftiger bei mir und die Decke von meinem Kopf. Ich dreh mich um und ein zweites Zimmermaedchen, dass reingekommen war um zu helfen (bei ca. 4 qm Zimmer und 2 qm Bad eine heroische Aufgabe) fing an zu schreien. Ich rufe "no problemo, no problemo", deute aufs Bad und sag wieder "solo el banjo". Die verschwindet im Bad und schreit ihre Kollegin an, warum sie ihr denn nichts gesagt hat, ich zieh wieder die Decke ueber den Kopf und waehrend die beiden nun zu zweit das riesen Bad reinigen kam wohl wieder eine rein, sieht das unordentliche Bett, zieht am Laken und das ganze ging von vorne los. Sie schreit, ich "no problemo, no problemo, solo el banjo" und versuch ihr zu erklaeren, dass es kein Problem ist wahrend sie im Bad verschwindet (wie passen die da alle rein??) und sich bei ihren jetzt 2 Kolleginnen beschwert, warum sie ihr nichts gesagt haben. Kurz danach war ich alle dann wieder los. Sie haben sich noch 1000 mal entschuldigt, ich hab noch gefuehlt 1000 mal "no problemo" gesagt und mir auch zum 1000 mal gesagt, dass ich dringend ein paar mehr Basics in spanisch brauche ;-).

Ansonsten haben wir in San Cristobal nicht mehr viel gemacht und sind erstmal ins warme. Vom Hochland runter in Richtung Palenque, um die dortigen Ruinen anzuschauen, vorher vorbei an 2 beruehmten Wasserfaellen der Region, Agua Azul und Misol-Ha.

Agua Azul ist ein Komplex aus Stromschnellen, ueber dass das Wasser etliche Meter hinunter in ein Azurblaues Becken stroemt, schaut insgesamt sehr nett aus, auch wenn das Wetter zu der Zeit noch etwas bewoelkt ist und die Farben zwar gut, aber nicht perfekt rueber kamen. Bis zur Ankunft bei Agua Azul hatten wir schon ca. 4 Stunden Fahrt hinter uns und dabei etwa 150 Kilometer zurueck gelegt. Die Strassen vom etwa 2500 Meter hoch gelegenen San Cristobal runter ins Flachland sind eben sehr gewunden und uebersaet von fiesen Vibradores, Erhoehungen im Asphalt um die Geschwindigkeit der Autos zu drosseln. Das einzige, was diese Vibradores allerdings stimulieren, ist der Magen, und nicht unbedingt immer positiv.

Weiter gings zu Misol-Ha, einem Wasserfall, der etwa 30 Meter in die Tiefe stuerzt und den man hinterwandern kann. Halbe Stunde zum Fotos machen und ab gings wieder ins Auto. Mittlerweile waren wir schon recht spaet dran, um das eigentliche highlight der Fahrt zu sehen, die Ruinen von Palenque. Diese sind mitten im Urwald gelegen und eine der groessten Anlagen der Mayas, die bis heute gefunden wurde. Leider blieb fuer diese Anlage nur 2 Stunden Zeit und wir hatten keinen Fuehrer, mussten also mit unseren Reisefuehrern versuchen, die wichtigsten Staetten zu finden. Zeit fuer Fotos blieb, aber die Info ueber die Geschichte, die Hintergruende, die fehlte dann leider voellig. Zudem kam noch, dass einige der wichtigsten Gebaeude momentan wieder archeologisch erkundet werden und daher fuer Besucher gesperrt sind. Zeit, diese zu erkunden, haetten wir aber wohl eh nicht gehabt.

Der Tag war leider gepraegt von hektik, viel Fahrerei und zu wenig Zeit an den einzelnen Punkten. Im nachhinein waere wohl eine gediegene Fahrt von San Cristobal nach Palenque besser gewesen, um dann die Ruinen frueh morgens, vor den Touristenmassen und vor der Hitze, zu erkunden.

Uebernachtet haben wir dann bei Margarita im Dschungel. Margarita hat ihre Pension in einer kleinen Siedlung namens "El Panchan" nahe der Ruinen von Palenque. Als ich ihr erzaehlt habe, dass wir urspruenglich mit dem Nachtbus direkt von San Cristobal ueber Palenque nach Merida fahren wollten wurde sie ganz panisch. Das waere verrueckt gewesen, staendig kaemen Leute bei ihr an, die nachts von SC nach Palenque fahren wollten. Halb nackt, ausgeraubt, ohne Geld, weil die Rebellen im Hochland vom San Cristobal wohl gerne mal die Strasse mit Hilfe umgesaegter Baeume blockieren wuerden, um dann die Fahrzeuge auszurauben. Im Lonely Planet steht uebrigens "Margarita weiss alles ueber die Gegend". Die stecken doch alle unter einer Decke ;-).

Am naechsten Tag gings dann auf den Trip, den wir uns im vorhinein schon als Highlight auserkoren hatten. Die Pyramiden von Yaxchilan, Bonampak und der anschliessende Aufenthalt bei den Lancandon-Indianern im Regenwald.

Yaxchilan ist eine der aeltesten Maya-Staetten und liegt versteckt mitten im Regenwald am Fluss Usumacinta. Erreichen kann man diese auch nur per Boot auf eben diesem Fluss, da keine Strassen zu den Ruinen fuehren. Keine Strassen heisst auch, keine Souvenirverkaeufer, weniger Touristen und ein besonderer Flair. Unser Fuehrer Jorge hat uns mit viel Hintergrund-Informationen ueber die Gebrauche, Sitten und den Glauben der dort damals ansaessigen Mayas versorgt. Zusammengefassen laesst sich das ungefaehr so: Die Stammesfuehrer lassen sich gerne mal die Fingerspitzen aufschneiden, dass Blut in Wasserschalen tropfen, welches als Rauch der erhitzten Schalen sich dann verteilt und sie so den Goettern naeher kommen. Wenn Sie sich grade nicht ritzen dann rauchen sie Pilze und gehen in stockdunkle Raeume und sehen dann ihre Vorfahren und reden mit diesen. Also eine grosse, wilde Drogenparty damals. Abgesehen davon hat uns Jorge wirklich noch mit vielen Interessanten Details versorgt und die Abgeschiedenheit der Pyramiden unterstuetzte die Wirkung noch, sehr beindruckend und absolut sehenswert.

Bonampak ist eine nicht weit entfernt gelegene Stadt, die wir im Anschluss besucht haben, und bei der vor allem die noch sehr gut erhaltenen, farbigen Zeichnungen in einem der Gebaeude in Erinnerung blieben.

Beide Ruinen wurden uebrigens, ebenso wie die von Palenque, nicht von den Spaniern entdeckt, standen demnach noch und hatten keine Kirche oben drauf.

Danach gings zur Communidad der Lancandon-Indianer, die ebenso wie unserer Herbergen in Palenque und San Cristobal "Margarita" hiess. Die Lancandon, so hiess es im Voraus, sind direkte Nachfahren der Mayas der Region und leben noch nach alten Sitten und Braeuchen. Klang nach der Erfahrung des Tages bisschen nach wilden Drogenparties, generell aber recht interessant. Auffaellig ist, dass alle in langen, weissen, Nachthemd-aehlichen Gewaendern rumlaufen, lange Haare haben und Barfuss sind.

Mit uns schliefen dort noch Valerie aus der Schweiz, der namenlose Franzose, der uns schon seit dem Vortag staendig ueber den Weg lief und 2 Italiener, ausserdem Eda und Klaus, ein el salvador-deutsches paarchen mit amerikanischem Migrationshintergrund. Dazu noch 3 namenlose, unwichtige Mexikaner ;-). Mit den erstgenannten sassen wir abends beim Nachtessen, um das traditionell Lancandonische Nachtessen zu geniessen. Halbes Haehnchen mit Pommes. Anscheinend war frueher mal ein bayrischer Missionar bei den ganzen Spaniern unterwegs. Nach dem Essen kam Eda in den Raum und rief "Klaus, dass musst du sehen, bei uns im Zimmer ist eine Baby-Tarantula". Mal abgesehen, dass ich den Begriff Baby im gleichen Atemzug mit Tarantula schon bizarr genug finde.. Hab ich erwaehnt, dass wir alle in Huehnerhaus-aehnlichen Staellen wohnen die alle nur mit halbhohen, offenen Waenden verbunden sind und so ein Viech durchaus auch mal das Zimmer wechseln kann? Wir sind also erstmal unisono gucken gegangen, haben aber nicht viel mehr als 2 behaarte, grosse Beine in einer Ritze in der Ecke gesehen. So Baby fand ich das nicht. Hab ich erwaeht, dass ich Spinnen nicht mag? Also, gar nicht? Klaus und Eda fandens zwar ganz witzig, aber ich glaube, im gleichen Bett mit ihr wollten die auch nicht schlafen.

Geschlafen hab ich auch nicht wirklich gut, was allerdings vor allem an der Kombination arsch-weicher Matratze mit Stein als Kopfkissen lag. Ging gar nicht. Begleitet wurden wir von einem vielstimmigen Konzert aus dem Regenwald, bei dem vor allem die Bruellaffen hervorzuheben sind, die ihrem Namen alle Ehre machen.

Am naechsten Tag sollte es dann auf Dschungel-Wanderung gehen mit einem Lancandon-Fuehrer, also so einem langhaarigen Nachthemd. Was dann kam war allerdings ein kleiner, hellhaeutiger, hellhaariger Mann in langen Hosen und Gummistiefeln, der laut eigener Aussage ein Lancandon ist. Eda hat im Laufe des Trips mal vorsichtig angefragt, ob es sein koennte, dass bei seinen Vorfahren eine Vermischung stattfand, weil er viel heller als die anderen war, aber der kleine, alte Tarzan meinte, das laege nur daran, dass sich seine Eltern ein hellhaeutiges Kind gewuenscht haetten und dass es der Wille der Goetter ist, dass er eine andere Hautfarbe hat. Ok, so kann mans auch auslegen. Ansonsten war der Trip zwar sehr schoen, ging zu zwei mitten im Wald gelegenen, kleinen Ruinen, beinhaltete eine Ueberfahrt ueber den Fluss mit einen kleinen Boot und dem Lancandon-Gummistiefelmann als Bootsfuehrer und einem Wasserfall mit Moeglichkeit zum schwimmen, aber die Info ueber den Wald als Lebensraum der Lancandon-Indianer oder Tiere im allgemeinen blieben selten bzw ganz aus.

Die beiden Italiener und der Franzose waren morgens schon abgereisst in Richtung Guatemala, Valerie blieb noch eine Nacht bei der Tarantula und Eda, Klaus und wir sind wieder nach Palenque zurueck. Da wir schon um 17 uhr ankamen, unser Bus aber erst um 23 Uhr fuhr, haben wir beschlossen, das Gepaeck bei den beiden ins Zimmer zu stellen und noch was in Palenque zu unternehmen. Plan: Tequila. Um Geld zu sparen wollten wir in den Super Che (ein grosser Einkaufsmarkt), um dort eine Flasche samt Glaesern zu kaufen, anstatt die teuren Shots in den Bars rund um den Zocalo zu kaufen. Im Super Che vor dem Alk-Regal angekommen waren wir noch ratlos, welcher Tequila denn wirklich gut ist (der von Sierra ist der guenstigste ;-)), als ein Mexikaner kam und uns auf ein Schild aufmerksam machte, dass Sonntags der Verkauf von Wein und Spirituosen verboten ist. Scheisse, es ist Sonntag. Wir haben ihn dann gefragt, ob er uns wenigsten sagen kann, welcher denn gut gewesen waere, er hat uns ein paar empfohlen und meinte dann, ganz zufaellig hat er Tequila im Kofferraum seines Autos, er koennte uns eine Flasche zum gleichen Preis wie hier im Laden verkaufen. Klaus ist dann mit ihm raus und meinte nachher, der Kofferraum sah bisschen aus wie ein Spirituosenladen ;-). Der Typ hat aber wohl eine Bar in Palenque und wir kamen so an unseren Tequila. Den haben wir dann auch ausfuehrlich genossen, noch nen netten Abend gehabt und ab gings im Bus nach Merida. Die 3 Militaerkontrollen inklusive Gepaeckkontrolle hab ich irgendwie nur im Halbschlaf mitbekommen, gut geschlafen habe ich aber trotzdem nicht.

Jetzt sind wir in Merida, morgen gehts auf Puuc-Ruinentour und uebermorgen wohl nach Chichen-Itza und im Anschluss gen Norden, auf eine kleine Halbinsel, etwas entspannen.

Vergessen habe ich noch das Maya-Museum in San Cristobal. Das habe ich mir am ersten Tag dort angeschaut und gehofft, etwas ueber die Medizin und Heilkunst der Mayas zu erfahren. Erfahren musste ich aber ueberwiegend, dass das, was als alte Maya-Heilkunst angepriesen wurde, ein Gemisch war aus Wissen ueber Pflanzen, Tiere und den menschlichen Koerper und aus christlich aufgezwungenen Glauben. Wenn die Heilkunst versagt greift man naemlich auf Kerzen zurueck, die so ziemlich gegen alles helfen. Je groesser das Problem, desto mehr Kerzen zuendet man an. Die Kerzen kauft man natuerlich vorher, hat ein klein wenig etwas von einem Ablassbrief.. Ansonsten greift man beim heilen auch gern mal auf Eier oder Huehner zurueck, die man ueber den Koerper des Kranken haelt bzw. die kranken Stellen damit ueberfaehrt. Der Franzose hat auch erzaehlt, dass er auf einem Ausritt in San Cristobal in eine Kirche kam, in.. der gerade einem Huhn der Kopf abgeschlagen wurde, irgendwas mit Eiern gemacht wurde und die Maenner, die dort anwesend waren, unmengen an Coca-Cola getrunken haben um anschliessend ordentlich rituell ruelpsen zu koennen. Warum sie das machen hat er leider nicht rausfinden koennen.

Genug Text, Zeit, bald wieder zu schlafen ;-).