Dienstag, Februar 23, 2010

San Cristobal - Palenque - Yaxchilan

Ok, eines der meist gehueteten Geheimnisse San Cristobals ist geloest. Das Reissverschlusssystem laesst Vorfahrt, unterstuetzt von der Hupe. Keine Hupe, dafuer aber Boeller, scheint dagegen das liebste Spielzeug des Mexikaners zu sein, wenn er nicht grade Auto faehrt. Auto faehrt er allerdings ziemlich oft. Boellern tut er auch oft, vor allem nachts. Aber, man gewoehnt sich dran. ;-)

Meinen Geburtstag hab ich ganz stylisch im Bett verbracht, mit Fieber. Hatte ich erwaehnt, dass es in San Cristobal nachts kalt wird? Also, nicht bisschen kalt sondern.. kalt kalt. Richtig kalt. Tagsueber gefuehlte 25 Grad, nachts noch etwa 5. Im Zimmer. Hat mich irgendwie bisschen weggehauen, weshalb die Maya Spiritual Fahrt leider ausfallen musste. Volker war in SC unterwegs und ich lag gemuetlich im Bett und hab geschlafen, als die Putzfrau kam, also, das Zimmermaedchen. Sie hat geklopft, ich in saemtlichen mir bekannte Sprachen, leider nicht in Spanisch, gerufen, dass sie reinkommen kann, sie hat draussen irgendwas in Spanisch gerufen. Irgendwas, das mir nicht bekannt war. Nach einer Weile fiel mir dann auch auf, dass man das Zimmer von innen nicht abschliessen kann sondern nur einen Riegel vorlegen kann, also kann die gute Damen auch nicht rein. Ich habe ihr also aufgemacht, erklaert "solo el banjo" und gefuchtelt, dass ich hier im Bett liege. Zurueck ins Bett gekrochen, Decke ueber den Kopf und versucht, weiter zu schlafen. Kurz danach zieht es am Bettlaken auf Volkers Seite und dann kraeftiger bei mir und die Decke von meinem Kopf. Ich dreh mich um und ein zweites Zimmermaedchen, dass reingekommen war um zu helfen (bei ca. 4 qm Zimmer und 2 qm Bad eine heroische Aufgabe) fing an zu schreien. Ich rufe "no problemo, no problemo", deute aufs Bad und sag wieder "solo el banjo". Die verschwindet im Bad und schreit ihre Kollegin an, warum sie ihr denn nichts gesagt hat, ich zieh wieder die Decke ueber den Kopf und waehrend die beiden nun zu zweit das riesen Bad reinigen kam wohl wieder eine rein, sieht das unordentliche Bett, zieht am Laken und das ganze ging von vorne los. Sie schreit, ich "no problemo, no problemo, solo el banjo" und versuch ihr zu erklaeren, dass es kein Problem ist wahrend sie im Bad verschwindet (wie passen die da alle rein??) und sich bei ihren jetzt 2 Kolleginnen beschwert, warum sie ihr nichts gesagt haben. Kurz danach war ich alle dann wieder los. Sie haben sich noch 1000 mal entschuldigt, ich hab noch gefuehlt 1000 mal "no problemo" gesagt und mir auch zum 1000 mal gesagt, dass ich dringend ein paar mehr Basics in spanisch brauche ;-).

Ansonsten haben wir in San Cristobal nicht mehr viel gemacht und sind erstmal ins warme. Vom Hochland runter in Richtung Palenque, um die dortigen Ruinen anzuschauen, vorher vorbei an 2 beruehmten Wasserfaellen der Region, Agua Azul und Misol-Ha.

Agua Azul ist ein Komplex aus Stromschnellen, ueber dass das Wasser etliche Meter hinunter in ein Azurblaues Becken stroemt, schaut insgesamt sehr nett aus, auch wenn das Wetter zu der Zeit noch etwas bewoelkt ist und die Farben zwar gut, aber nicht perfekt rueber kamen. Bis zur Ankunft bei Agua Azul hatten wir schon ca. 4 Stunden Fahrt hinter uns und dabei etwa 150 Kilometer zurueck gelegt. Die Strassen vom etwa 2500 Meter hoch gelegenen San Cristobal runter ins Flachland sind eben sehr gewunden und uebersaet von fiesen Vibradores, Erhoehungen im Asphalt um die Geschwindigkeit der Autos zu drosseln. Das einzige, was diese Vibradores allerdings stimulieren, ist der Magen, und nicht unbedingt immer positiv.

Weiter gings zu Misol-Ha, einem Wasserfall, der etwa 30 Meter in die Tiefe stuerzt und den man hinterwandern kann. Halbe Stunde zum Fotos machen und ab gings wieder ins Auto. Mittlerweile waren wir schon recht spaet dran, um das eigentliche highlight der Fahrt zu sehen, die Ruinen von Palenque. Diese sind mitten im Urwald gelegen und eine der groessten Anlagen der Mayas, die bis heute gefunden wurde. Leider blieb fuer diese Anlage nur 2 Stunden Zeit und wir hatten keinen Fuehrer, mussten also mit unseren Reisefuehrern versuchen, die wichtigsten Staetten zu finden. Zeit fuer Fotos blieb, aber die Info ueber die Geschichte, die Hintergruende, die fehlte dann leider voellig. Zudem kam noch, dass einige der wichtigsten Gebaeude momentan wieder archeologisch erkundet werden und daher fuer Besucher gesperrt sind. Zeit, diese zu erkunden, haetten wir aber wohl eh nicht gehabt.

Der Tag war leider gepraegt von hektik, viel Fahrerei und zu wenig Zeit an den einzelnen Punkten. Im nachhinein waere wohl eine gediegene Fahrt von San Cristobal nach Palenque besser gewesen, um dann die Ruinen frueh morgens, vor den Touristenmassen und vor der Hitze, zu erkunden.

Uebernachtet haben wir dann bei Margarita im Dschungel. Margarita hat ihre Pension in einer kleinen Siedlung namens "El Panchan" nahe der Ruinen von Palenque. Als ich ihr erzaehlt habe, dass wir urspruenglich mit dem Nachtbus direkt von San Cristobal ueber Palenque nach Merida fahren wollten wurde sie ganz panisch. Das waere verrueckt gewesen, staendig kaemen Leute bei ihr an, die nachts von SC nach Palenque fahren wollten. Halb nackt, ausgeraubt, ohne Geld, weil die Rebellen im Hochland vom San Cristobal wohl gerne mal die Strasse mit Hilfe umgesaegter Baeume blockieren wuerden, um dann die Fahrzeuge auszurauben. Im Lonely Planet steht uebrigens "Margarita weiss alles ueber die Gegend". Die stecken doch alle unter einer Decke ;-).

Am naechsten Tag gings dann auf den Trip, den wir uns im vorhinein schon als Highlight auserkoren hatten. Die Pyramiden von Yaxchilan, Bonampak und der anschliessende Aufenthalt bei den Lancandon-Indianern im Regenwald.

Yaxchilan ist eine der aeltesten Maya-Staetten und liegt versteckt mitten im Regenwald am Fluss Usumacinta. Erreichen kann man diese auch nur per Boot auf eben diesem Fluss, da keine Strassen zu den Ruinen fuehren. Keine Strassen heisst auch, keine Souvenirverkaeufer, weniger Touristen und ein besonderer Flair. Unser Fuehrer Jorge hat uns mit viel Hintergrund-Informationen ueber die Gebrauche, Sitten und den Glauben der dort damals ansaessigen Mayas versorgt. Zusammengefassen laesst sich das ungefaehr so: Die Stammesfuehrer lassen sich gerne mal die Fingerspitzen aufschneiden, dass Blut in Wasserschalen tropfen, welches als Rauch der erhitzten Schalen sich dann verteilt und sie so den Goettern naeher kommen. Wenn Sie sich grade nicht ritzen dann rauchen sie Pilze und gehen in stockdunkle Raeume und sehen dann ihre Vorfahren und reden mit diesen. Also eine grosse, wilde Drogenparty damals. Abgesehen davon hat uns Jorge wirklich noch mit vielen Interessanten Details versorgt und die Abgeschiedenheit der Pyramiden unterstuetzte die Wirkung noch, sehr beindruckend und absolut sehenswert.

Bonampak ist eine nicht weit entfernt gelegene Stadt, die wir im Anschluss besucht haben, und bei der vor allem die noch sehr gut erhaltenen, farbigen Zeichnungen in einem der Gebaeude in Erinnerung blieben.

Beide Ruinen wurden uebrigens, ebenso wie die von Palenque, nicht von den Spaniern entdeckt, standen demnach noch und hatten keine Kirche oben drauf.

Danach gings zur Communidad der Lancandon-Indianer, die ebenso wie unserer Herbergen in Palenque und San Cristobal "Margarita" hiess. Die Lancandon, so hiess es im Voraus, sind direkte Nachfahren der Mayas der Region und leben noch nach alten Sitten und Braeuchen. Klang nach der Erfahrung des Tages bisschen nach wilden Drogenparties, generell aber recht interessant. Auffaellig ist, dass alle in langen, weissen, Nachthemd-aehlichen Gewaendern rumlaufen, lange Haare haben und Barfuss sind.

Mit uns schliefen dort noch Valerie aus der Schweiz, der namenlose Franzose, der uns schon seit dem Vortag staendig ueber den Weg lief und 2 Italiener, ausserdem Eda und Klaus, ein el salvador-deutsches paarchen mit amerikanischem Migrationshintergrund. Dazu noch 3 namenlose, unwichtige Mexikaner ;-). Mit den erstgenannten sassen wir abends beim Nachtessen, um das traditionell Lancandonische Nachtessen zu geniessen. Halbes Haehnchen mit Pommes. Anscheinend war frueher mal ein bayrischer Missionar bei den ganzen Spaniern unterwegs. Nach dem Essen kam Eda in den Raum und rief "Klaus, dass musst du sehen, bei uns im Zimmer ist eine Baby-Tarantula". Mal abgesehen, dass ich den Begriff Baby im gleichen Atemzug mit Tarantula schon bizarr genug finde.. Hab ich erwaehnt, dass wir alle in Huehnerhaus-aehnlichen Staellen wohnen die alle nur mit halbhohen, offenen Waenden verbunden sind und so ein Viech durchaus auch mal das Zimmer wechseln kann? Wir sind also erstmal unisono gucken gegangen, haben aber nicht viel mehr als 2 behaarte, grosse Beine in einer Ritze in der Ecke gesehen. So Baby fand ich das nicht. Hab ich erwaeht, dass ich Spinnen nicht mag? Also, gar nicht? Klaus und Eda fandens zwar ganz witzig, aber ich glaube, im gleichen Bett mit ihr wollten die auch nicht schlafen.

Geschlafen hab ich auch nicht wirklich gut, was allerdings vor allem an der Kombination arsch-weicher Matratze mit Stein als Kopfkissen lag. Ging gar nicht. Begleitet wurden wir von einem vielstimmigen Konzert aus dem Regenwald, bei dem vor allem die Bruellaffen hervorzuheben sind, die ihrem Namen alle Ehre machen.

Am naechsten Tag sollte es dann auf Dschungel-Wanderung gehen mit einem Lancandon-Fuehrer, also so einem langhaarigen Nachthemd. Was dann kam war allerdings ein kleiner, hellhaeutiger, hellhaariger Mann in langen Hosen und Gummistiefeln, der laut eigener Aussage ein Lancandon ist. Eda hat im Laufe des Trips mal vorsichtig angefragt, ob es sein koennte, dass bei seinen Vorfahren eine Vermischung stattfand, weil er viel heller als die anderen war, aber der kleine, alte Tarzan meinte, das laege nur daran, dass sich seine Eltern ein hellhaeutiges Kind gewuenscht haetten und dass es der Wille der Goetter ist, dass er eine andere Hautfarbe hat. Ok, so kann mans auch auslegen. Ansonsten war der Trip zwar sehr schoen, ging zu zwei mitten im Wald gelegenen, kleinen Ruinen, beinhaltete eine Ueberfahrt ueber den Fluss mit einen kleinen Boot und dem Lancandon-Gummistiefelmann als Bootsfuehrer und einem Wasserfall mit Moeglichkeit zum schwimmen, aber die Info ueber den Wald als Lebensraum der Lancandon-Indianer oder Tiere im allgemeinen blieben selten bzw ganz aus.

Die beiden Italiener und der Franzose waren morgens schon abgereisst in Richtung Guatemala, Valerie blieb noch eine Nacht bei der Tarantula und Eda, Klaus und wir sind wieder nach Palenque zurueck. Da wir schon um 17 uhr ankamen, unser Bus aber erst um 23 Uhr fuhr, haben wir beschlossen, das Gepaeck bei den beiden ins Zimmer zu stellen und noch was in Palenque zu unternehmen. Plan: Tequila. Um Geld zu sparen wollten wir in den Super Che (ein grosser Einkaufsmarkt), um dort eine Flasche samt Glaesern zu kaufen, anstatt die teuren Shots in den Bars rund um den Zocalo zu kaufen. Im Super Che vor dem Alk-Regal angekommen waren wir noch ratlos, welcher Tequila denn wirklich gut ist (der von Sierra ist der guenstigste ;-)), als ein Mexikaner kam und uns auf ein Schild aufmerksam machte, dass Sonntags der Verkauf von Wein und Spirituosen verboten ist. Scheisse, es ist Sonntag. Wir haben ihn dann gefragt, ob er uns wenigsten sagen kann, welcher denn gut gewesen waere, er hat uns ein paar empfohlen und meinte dann, ganz zufaellig hat er Tequila im Kofferraum seines Autos, er koennte uns eine Flasche zum gleichen Preis wie hier im Laden verkaufen. Klaus ist dann mit ihm raus und meinte nachher, der Kofferraum sah bisschen aus wie ein Spirituosenladen ;-). Der Typ hat aber wohl eine Bar in Palenque und wir kamen so an unseren Tequila. Den haben wir dann auch ausfuehrlich genossen, noch nen netten Abend gehabt und ab gings im Bus nach Merida. Die 3 Militaerkontrollen inklusive Gepaeckkontrolle hab ich irgendwie nur im Halbschlaf mitbekommen, gut geschlafen habe ich aber trotzdem nicht.

Jetzt sind wir in Merida, morgen gehts auf Puuc-Ruinentour und uebermorgen wohl nach Chichen-Itza und im Anschluss gen Norden, auf eine kleine Halbinsel, etwas entspannen.

Vergessen habe ich noch das Maya-Museum in San Cristobal. Das habe ich mir am ersten Tag dort angeschaut und gehofft, etwas ueber die Medizin und Heilkunst der Mayas zu erfahren. Erfahren musste ich aber ueberwiegend, dass das, was als alte Maya-Heilkunst angepriesen wurde, ein Gemisch war aus Wissen ueber Pflanzen, Tiere und den menschlichen Koerper und aus christlich aufgezwungenen Glauben. Wenn die Heilkunst versagt greift man naemlich auf Kerzen zurueck, die so ziemlich gegen alles helfen. Je groesser das Problem, desto mehr Kerzen zuendet man an. Die Kerzen kauft man natuerlich vorher, hat ein klein wenig etwas von einem Ablassbrief.. Ansonsten greift man beim heilen auch gern mal auf Eier oder Huehner zurueck, die man ueber den Koerper des Kranken haelt bzw. die kranken Stellen damit ueberfaehrt. Der Franzose hat auch erzaehlt, dass er auf einem Ausritt in San Cristobal in eine Kirche kam, in.. der gerade einem Huhn der Kopf abgeschlagen wurde, irgendwas mit Eiern gemacht wurde und die Maenner, die dort anwesend waren, unmengen an Coca-Cola getrunken haben um anschliessend ordentlich rituell ruelpsen zu koennen. Warum sie das machen hat er leider nicht rausfinden koennen.

Genug Text, Zeit, bald wieder zu schlafen ;-).

Mittwoch, Februar 17, 2010

Oaxaca

Der Lonely Planet warnt. Vor Mexiko City, vor Diebstahl, Raub, Mord und vor Taxis. Nutze nur "authorized taxis", bei anderen kommt es haeufiger zu Ueberfaellen. Komplize: Der Taxifahrer.

Wir wollten Sonntag Vormittag mit dem Bus von der Station Tapo aus nach Oaxaca aufbrechen, um die 6,5 Stunden Busfahrt bis zum naechsten Reiseziel hinter uns zu bringen. Die im Hostel meinten, laufen bis zu Tapo ist bisschen weit, nehmt ein Taxi oder die Metro. Ok, vor der Metro wird auch gewarnt, wie quasi vor allem in Mexiko City ;-). Also raus zum Zocalo, kurz ueberlegt und entschieden, wir nehmen ein Taxi. 60 Pesos solls laut LP kosten, ist durchaus ok. Touri-Info gefragt wegen "authorized taxi" und die meinten, gegenueber vom Holiday Inn gehen die ab. Das ist direkt in einer Seitenstrasse neben dem Zocalo, also da hin gelaufen. Kein Taxistand oder auch nur etwas, das danach aussieht. Auch in den Seitenstrassen dazu nix gefunden, daher haben wir einen Angestellten vom Holiday Inn gefragt, so eine Art Portier. Der sofort gepfiffen, ein Mann kommt gerannt, reisst uns eifrig unser Gepaeck aus der Hand und wirft es.. nicht in ein Taxi oder etwas, das auch nur annaehernd wie ein Taxi oder ein Auto des Holiday Inn aussieht, sondern in eine schaebige, verratzte, alte Karre ohne Taxischild auf dem Dach. So sehen also die "authorized taxis" aus? Die ohne Taxischild? Ook.. Der Typ drueckt uns ins Auto, faehrt los, wuergt bei den ersten Kurven staendig das Auto ab. Auch, weil er gerade auf Spanisch telefoniert. Ich versteh nur Tapo. Es klingt bisschen wie "Ich hab hier 2 Backpacker abgegriffen, die wollen zu Tapo, ich bring sie euch vorbei". Wir fuhren und fuhren, immer weiter aus Mex City Zentrum raus, immer naeher in die Gegend, die laut Locito keine Schulen und keine Polizei mehr aufweist und in der sich alles mehr oder weniger selbst regelt. Auf der Karte sah es irgendwie naeher aus zu Tapo. Er hat uns trotzdem hin gebracht, unser Gepaeck rausgeworfen und 150 Pesos verlangt. Grad mal das 2,5 fache von dem, was es kosten soll. Auch ne Form von Raub, aber er hat uns nicht dabei umgebracht ;-).

Ich habs glaube ich schonmal erwaehnt, aber Mexiko City macht einfach daher nicht den sichersten Eindruck, weil es von Polizisten in Kugelsicheren Westen nur so wimmelt. Nach den nervigen 6 Stunden Busfahrt nach Oaxaca ergab sich ein anderes Bild. Oaxaca ist ein gemuetliches Staedtchen mit ca. 500 000 Einwohnern. Die Gegend ist relativ kahl, quasi kein Gruen, kaum Baeume, wenn nur Agarven und Kakteen. Wassermangel herrscht nicht nur in der Landschaft, sondern auch in der Stadt. Das Hotel weisst schon drauf hin: safe water, its rare. Entsprechend ist die Dusche auch eingestellt. Am Abend lagen wir, wie seit der Ankunft immer, spaetestens um 10 im Bett, um 2 Uhr nachts fing die Fastnachtsband an zu spielen und um 4 Uhr nachts hat sie wieder aufgehoert. Um 5 ist man dank jetlag eh wach. Immer noch. Nach dem Fruehstueck gings auf erfolglose Suche nach einer Bank, die Traveller-Schecks wechselt. Traveller-Schecks sind der groesste Scheiss, die interessieren die Leute hier so sehr als haettest du italienische Lira in der Hand. No, solo Dollars. Ey, das sind Dollars auf diesem Wisch.

Zurueck zu Oaxaca. Wie gesagt, die Stadt ist eigentlich sehr nett, huebsche Haueser, nett gelegen. Wir hatten einen Trip gebucht, der unter anderem den Baum mit dem groessten Umfang der Welt und Mitla, eine "archeological site" etwa aus dem Zeitraum 800-1000 nach Christus stammte. Mitla weisst interessante Fresken auf, welche auch schon auf die spaetere Bauzeit der Anlagen hinweisst. Nachmittags gings dann auf den Monte Alban, welche so benannt ist, da die Baeume dort zur Zeit der Ankunft der Spanier alle weiss bluehten und der Berg entsprechend weiss wie ein Albino aussah. Exakt diese Baeume und noch viel mehr Erde und Gras sind auch der Grund, warum die Spanier die Staetten auf dem Monte Alban nicht gefunden haben. Die Stadt auf dem Monte Alban wurde etwa 800 n Chr. verlassen, die 700 Jahre bis zur Ankunft haben ausgereicht, um das komplette Gelaende zuwuchern zu lassen. Aus diesem Grund gibt es auf dem Monte Alban auch keine Kirche, die Spanier hatten ansonsten die Angewohnheit, auf moeglichst jedes Maya, Atzeken etc. Gebaeude, bevorzugt deren Tempel, eine Kirche drueber zu bauen. Daher gibt es auch auf jedem zweiten Huegel hier eine Kirche.

Nachdem bei Mitla irgendwie noch das Gefuehl aufkam "ok, schon wieder Steine, noch mehr Steine und die naechsten Tage werden es noch viel mehr Steine", war das bei Monte Alban anders. Die Staette wurde vor ein paar Jahren zum Weltkulturerbe ernannt und beeindruckt ueberwiegend durch ihre zwar primitivere Bauweise als Mitla zB, aber durch interessante Bauten die vom bereits existierenden Wissen der Voelker damals zeugt. Ein als Pentagon erbautes Gebaeude zB, welches im Winkel von 45 Grad gedreht zum uebrigen Gelaende dazu genutzt wurde, um die Sterne zu beobachten. Ein weiteres Gebaeude: sobald ueber dessen Loch in der Decke zu einem bestimmten Tag im Fruehjahr die Sonne zu sehen war bedeutete dies, dass die Regenzeit in wenigen Tagen anfaengt und die Felder entsprechend bestellt werden muessen.

Abends hat mich dann die Erkaeltung, die wahrscheinlich schon mit dem Hinflug angefangen hat, komplett erwischt und mit Fieber erstmal ins Bett geworfen. 12 Stunden Schlaf und Unmengen an Paracetamol helfen aber definitiv.

Der Mexikaner ist uebrigens pampig. Also, er isst pampig. Zum Essen werden generell Tacos gereicht und eine Sauce, meist Bohnen-, Tomaten- oder Chili-sauce. Die Saucen sind echt gut, aber das die Tacos darin eine einzige Pampe sind, und zwar schon wenn das Essen geliefert wird, ist etwas gewohnungsbeduerftig. Mir war zwar klar, dass das Essen mehr Mexiko Lindo als Sausalitos sein wuerde, aber generell waer mir Sauce und Tacos statt Tacos in Sauce lieber ;-). Gut schmeckts trotzdem.

Der Mexikaner faehrt. Wie genau er faehrt und nach welchem System weiss wohl nur der Mexikaner. Ich steig nicht durch. Nachdem in Mexiko City noch das geordnete Chaos herrschte, saemtliche Regeln bewusst ignoriert wurde und jeder voellig gelassen drauf reagiert, dass er gerade haarscharf von einem anderen Auto geschnitten wurde um im gleichen Moment eine rote Ampel zu ueberfahren und anderen Autos auszuweichen, scheint sich das zu aendern je mehr man in Richtung Westen kommt. Im Oaxaca wurden ploetzlich Vorfahrtsregeln eingehalten und Autos stoppten an roten Ampeln. Dafuer wurde mehr grundlos, aus dem Nichts heraus, gehupt. Jetzt, in San Cristobal angekommen, scheint es nur noch Regeln zu geben, die jeder aber auslegt, wie er will. Entweder funktioniert die Vorfahrtsregel nach dem Reissverschlusssystem, oder aber es gilt einmal rechts vor links und einmal links vor rechts und ich habe nur noch nicht verstanden, warum. Oder aber, es faehrt der zuerst, der am schnellsten hupt. Das letztere klingt am wahrscheinlichsten bzw waere es das nachvollziehbarste.

Die Menschen werden uebrigens immer kleiner. Noch kleiner. Im Schnitt bin ich glaube ich 2 Koepfe groesser als die meisten Maenner hier, waehrend die Frauen gleich gross wie die Maenner sind. Was noch auffaellt ist, dass es in Mexiko City kaum Bettler oder Strassenverkaeufer gab, je weiter man westlich kommt nimmt das allerdings auch drastisch zu. Wahrscheinlich werden sie aus dem Zentrum von Mexiko City auch einfach von der Polizei raus gepruegelt. Hier gibts kaum mehr Polizei und ironischerweise fuehlt sich das definitiv sicherer an, auch wenn wir langsam in die Hochburgen der Zapoteken-Rebellen kommen.

Gekommen sind wir nach San Cristobal mit dem Nachtbus. Ich fands cool, ich hab fast durchgepennt. Volker fands uncool, der hat naemlich fast gar nicht gepennt. Er muss da allerdings nochmal durch, da unser urspruenglicher Plan, wegen Volkers Schlafmangel im Bus mit dem Flugzeug von San Cristobal nach Merida zu fliegen daran scheitert, dass wir nach der Tour, die wir die naechsten Tage vorhaben, in Palenque als Endstation landen. Fahrtzeit zum Flughafen: 6 Stunden. Fahrtzeit nach Merida: 8 Stunden. Also doch wieder Bus.

Heute gehts wohl nur nochmal auf den Markt und ins Museum fuer Maya-Medizin, morgen auf eine hoffentlich informative Fahrt in die umliegenden Doerfer, um mehr ueber die Maya-Religionen und deren Denkweise zu erfahren. Danach dann auf nen 3 Tages-Trip in den Urwald, um die dortigen Ruinen und Wasserfaelle zu besuchen, inklusive Uebernachtung bei dem dortigen Stamm, der sich, soweit ich weiss, als Hueter des Waldes versteht. Am letzten Tag gibts dann noch eine Wanderung durch den Urwald mit einem Fuehrer des Stammes, der coolerweise nicht mal Spanisch sondern nur seinen Dialekt spricht. Aber, Haende und Fuesse kommunizieren ja auch.

Im Wald jedenfalls, hoffe ich. Bei der Suche nach einer Telefonkarte in Oaxaca bringt das nix. Mein limitiertes, nicht existentes Spanisch, bringt leider nur Saetze zustande wie "tengo carta telefonica?" "Telefono publico?" und fuehrt leider auch nur zu irritierten Gesichtsausdruecken bei den Oaxacanesen, Kopfschuetteln und dem Finger in Richtung Strasse runter. Bei allen Geschaeften, in denen ich gefragt habe. Es wurde auch nicht besser, als ich wusste, dass es statt carta telefonica "Tarjeta telefonica" heisst. Der Mann an der Touriinfo spricht nur spanisch. Und grinst nett, wie alle hier. Und deutet die Strasse runter. Irgendwann war die Suche dann erfolgreich, Karte geschnappt, ans telefono publico gegangen, Nummer vom Hotel in San Cristobal gewaehlt und die Auskunft am Apparat gehabt. Die konnte zum Glueck englisch und hat nach ca. 5 Minuten rausgefunden, wohin wir telefonieren wollen und wie die Vorwahl dorthin ist. Die liefert der Lonely Planet naemlich nicht, zu mindest hab ich keine gefunden. Eigentlich waers egal gewesen, der Typ im Hotel solo habla espagnol. Per Kauderwelsch ein Zimmer fuer 4 Naechte reserviert, heute morgen angekommen um zu erfahren: Ne, sorry, wir sind voll. Wie auch immer hat er dann trotzdem ein freies Zimmer gefunden.

Ich raff dieses Strassensystem irgendwie nicht. Im prinzip sind alle Strassen nach dem Blockprinzip aufgebaut. Trotzdem verlaufen wir uns staendig, was auch daran liegt, das alles irgendwie gleich aussieht. In ein Geschaeft rein, aus der anderen Tuer raus, zack, verlaufen. Abgebogen.. zack, verlaufen. Geht verdammt schnell. Sobald man das System mal gecheckt hat gehts eigentlich, man darf nur nie abbiegen.

Die Haueser in San Cristobal sind uebrigens.. ich weiss nicht, wie. Bunt. Hysterisch bunt. Der eine streicht sein Haus in gelb, gruen, blau und lila. Der Nachbar sieht das, will es ueberbieten und streicht sein Haus in braun, rosa und rot. Der naechste komplett in blutrot mit lila Fensterbaenken und der Nachbar in tuerkies. Alles extrem bunt hier. Und weil alles bunt ist wird man auf der Suche nach einem Cafe zum fruehstuecken auch irgendwann fuendig, isst, laeuft los, um zurueck zum Hotel zu kommen, wird nach einer Weile fuendig und merkt, dass das Hotel 2 Haeuser neben dem Fruehstueckscafe ist. Geordnetes Chaos, bei den Haeusern wie beim Verkehr ;-).

Hasta luego.

Sonntag, Februar 14, 2010

Mexiko.. auch ne Art von Kulturschock ;-)

Wird mal Zeit, hier wieder was zu schreiben. Nachdem Volker seinen ersten Flug jetzt hinter sich gebracht hat, und dabei gelernt hat, dass man beim Vorabend-Check-In den Reisepass mitnimmt, den Reisefuehrer mit Karte und Adresse des Hostels nicht im Rucksack ganz unten verstaut und die Zahlenkombination fuer diesen Rucksack nicht vergessen sollte, sind wir recht wohlbehalten im Mexiko City Hostel angekommen. Der Flug war, entgegen erster Befuerchtungen (sau guenstig und schlechte Kritiken im Internet fuer Iberia) wirklich gut. Ok, auch wirklich lange, aber der Service war gar nicht mal so schlecht und das Essen lecker. Was ne Aussage ist fuer Flugzeugessen. Die Stewardessen haetten teilweise etwas mehr Freundlichkeit rueber bringen koennen, zum Beispiel sich entschuldigen, wenn Sie einem eine Tasse Milch ueber die Hose kippen, aber man kann ja nicht alles verlangen.

In Madrid angekommen habe ich erstmal versucht, mich an die 2 VHS Kurse Spanisch zu erinnern und wollte den Mann an der Passkontrolle landestypisch begruessen. "Buon Giorno". Er guckt meinen deutschen Pass an, dann mich und mir wurd klar, dass ich definitiv mal wieder Vokabeln angucken sollte. Wie war das mit "Mailand oder Madrid.."

Die Fahrt vom Flughafen ins Hostel hat uns auch gezeigt, dass die Mentalitaet der Menschen in Mexiko anders ist als die der Deutschen. Man blinkt nicht, man schneidet andere Fahrzeuge, ignoriert rote Ampeln, Vorfahrt und Fussgaenger. Dabei flucht man aber auch nicht und hupt nicht, hat also nix gemeinsam mit Suedeuropa.

Am ersten Abend haben wir dann nicht viel gemacht, waren zu platt vom Flug. Gestern morgen gings dann auf einen Tagestrip nach Teotihuacan. Unser Fahrer und Guide (ich hab mir seinen Namen nicht merken koennen, sowas in der Art wie Locito) wirkte schon am Anfang etwas chaotisch und hat uns direkt gezeigt, dass Tourguides noch geiler fahren als Taxifahrer. Die Gruppe war recht gemischt, wir die einzigen Deutschen und es scheint auch so zu sein, dass hier mal nicht nur Deutsche unterwegs sind. Auch ganz erfrischend.

Der erste Stop war bei Ruinen in Mexiko City, die von einer alten Azteken-Anlage stammten. Auf der Spitze der Haupt-Pyramide opferten die Azteken immer Menschen, um diese nachher zu essen. Das viele Fleisch und Protein fuehrte dazu, dass die Azteken sehr gross waren (im Gesatz zu den anderen indigenen Voelkern, die gegessen wurden und so klein waren wie die Mexikaner heute noch sind). Das ist jedenfalls die Theorie von Locito und Knochenfunde haben gezeigt, dass die Azteken wirklich relativ gross waren. Also, etwa so gross wie ich und ich bin etwa 1-2 Koepfe groesser als alle Mexikaner, die ich bisher gesehen habe.

Weiter gings zur Basilika de Guadelupe, die zweitmeist-besuchte Kirche weltweit nach dem Petersdom. Die Mexikaner sind quasi alle katholisch und alle sehr religioes, was man spaetens in der Basilika sehen kann. Die alte Basilika wird nicht mehr benutzt und soll abgerissen werden, da sie, aehlich dem schiefen Turm von Pisa, schief ist ;-). Sie sinkt allerdings von JAhr zu Jahr immer weiter ab, daher wurde direkt neben dran eine neue Basilika errichtet, die unglaublich modern und kein bisschen huebsch ist, dafuer Platz bietet fuer sehr sehr viele glaeubige Mexikaner. Zweck erfuellt.

Anschliessend gings zum Gelaende von Teotihuacan, auf dem uns zuerst mal erklaert wurde, dass man aus Agarven quasi alles machen kann. Neben diversen Getraenken (zb Pulque, ein vergorener Saft der Agarve mit etwa 2,5 % Alk, das bisschen schmeckt wie Federweisser, und auch Tequila) nutzen die Mexikaner zb die Spitze der Algarve-Pflanze als Nadel. Praktischerweise hangt an dieser Spitze auch gleich noch ein Gewebe, welches sie zu Kleidung verweben, welche sie mit Hilfe von Blaettern und Blueten einfaerben.

Dann gings zur Sonnen- und zur Mondpyramide. Die Sonnenpyramide ist die 3 hoechste vom Menschen erbaute Pyramide der Welt und wurde von einem Stamm etwa um 100 v Chr. erbaut. Besiedelt wurde das Gelaende bis etwa 800 n Chr., danach ist dieser Stamm aus nicht genau geklaerten Gruenden verschwunden und das Gelaende wurde von den Azteken uebernommen. Die haben den Pyramiden auch ihren heutigen Namen gegeben. Da sie keine Ahnung hatten, was die Erbauer mit den Pyramiden bezweckt haben, haben sie ihnen coole Namen gegeben wie eben Sonnen- und Mondpyramide. Sagt Locito.

Der Trip war insgesamt sehr cool, dank der Mittagshitze aber auch relativ stressig, weshalb wir gestern Abend wieder recht frueh geschlafen haben. Unser Hostel liegt quasi direkt am Zocalo, dem Marktplatz, und hier herrscht, vor allem tagsueber, eine Polizeipraesenz, die derart massiv ist, dass sie schon wieder beunruhigt. Generell ists recht laut und hektisch da, aber so ab 2 Uhr heute nacht wurde es langsam ruhig. Der Verkehr nahm quasi ganz ab und man hoerte auch keine Stimmen mehr auf der Strasse. Bis so um 3 Uhr ein Polizeiauto anfuhr, welches zuerst saemtliche Toene austestete, die das Martinshorn so abspielen kann. Und das sind einige. Als der Fahrer dann seinen Lieblingston gefunden hat hat er diesen fuer die naechste Stunde durchlaufen lassen, direkt unter unserem Fenster. Gegen 4 Uhr ist das Polizeiauto dann wieder gefahren, wahrscheinlich um Platz zu machen fuer das Fahrzeug, dass 5 Minuten spaeter kam. Meiner Meinung nach war es eine grosse Asphaltfraese, die die Strasse auffraest, Volker fand eher, dass es wie ein ueberdimensionaler Rasenmaeher klingt. Nach einer Weile war das Ding kurz ruhig, wahrscheinlich, weil der 2-Takt-Motor wieder nachgefuellt werden musste. Dann gings weiter und erreichte endlich auch den Part unter unserem Fenster. Es war ein Aqua-Tatada. Ein riesiges Gefaehrt, dass die Strasse mit Wasser reinigt. Nebenher lief einer, der mit einem Handgeraet den Geweh gereinigt hat. Mit einem Mini-Aqua-Tatada also. Waehrend die an unserem Fenster vorbei geschlichen sind kam wieder ein Polizeiauto mit Sirene angefahren, ich hoer von Volker so eine Art verzweifelt-histerisches Lachen und hab mich entschieden, ich koennt mal wieder an den PC gehen, was schreiben. Schlafen geht eh nicht ;).

Nachher gehts mit dem Bus nach Oaxaca, wo wir die naechsten 2 Tage verbringen. Und ich geh jetzt mal wieder ins Bett, das Aqua-Tatada ist weg.